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Hexenverwandlungstiere

Hexenverwandlungstiere im Volksmund und in der Tierplastik. Ein Arbeitsbericht aus dem Museum Burg Penzlin

Dieser Schau und Ausstellungsbereich verfolgt eine originelle Interpretation von lokalen Sagentraditionen. Sagen befestigen das Verhältnis zur eigenen Umwelt, und sie strahlen über die Region hinaus aus. Das Christentum hatte in Europa über Jahrhunderte hinweg die Mentalität verschiedener Völker geprägt. Doch sind Bilder nicht nur allgemein-mythisch, sondern stets auch sozial und durch konkrete Erfahrungen geprägt. Indem Einzelerzähler oder Erzählgemeinschaften christliche Vorgaben und anderes Wandergut an jeweils spezifische Lebensräume anpassten – an heimatliche Landschafts- und Naturgegebenheiten, an soziale Bedingungen und Milieus – konkretisierten sich Wirkungsräume auch zauberischer Geister. Es war also mit regionaler Motivik so zu arbeiten, dass diese kulturgeographisch auf die Region Mecklenburg verweist und zugleich das Blickfeld über diesen Horizont hinaus erweitert.

Das komplexe Projekt wurde in zwei Teilen realisiert .

1. Aufstellung von themenbezogenen Plastiken und Sitzbänken im Burginnenhof,
2. Sonderausstellung zur Thematik der Tierverwandlungen, unter Berücksichtigung vorchristlicher, theologischer, juristischer und volkskundlicher Aspekte

Bei der Umsetzung des 1. Teils war zu berücksichtigen, dass die magische Verwandlungswelt bewegt und veränderlich ist, Silhouetten zeigt, die ineinander übergehen und daher auch Materialien fordert, die sich schmelzen und gießen lassen und die darüber hinaus mit Sitzbereichen aus Holz eine Verbindung eingehen können. Die Tierverwandlungssilhouetten sollten daher bewusst mit Unklarheit und Vieldeutigkeit arbeiten, die den Vermutungen Raum lassen, damit daraus der Genuss einer schrittweisen Enträtselung einer reichen Symbolik erwächst. Es sollten durch spielerische Zeichensetzungen Bedeutungen aufgebaut werden. Wichtig schien es, mit Walther Preik (Waren) einen Bildhauer mit einer über Mecklenburg hinausgehenden Reputation zu verpflichten.
Bearbeitete Findlinge oder auf Findlingen befestigte Skulpturen weisen auf die Kröte, den Fuchs, den dreibeinigen Hasen, auf den Raben, die Schlange und auf Mäuse als interpretierte Hexenverwandlungstiere.

dreibeiniger Hase

Die Ausstellungsstationen "Hexenverwandlungstiere im Burggarten" und "Hexenverwandlungstiere im Volksmund und im Bildhauerhandwerk" im Obergeschoss des Museums lassen sich von den alten Leitthemen des bedeutenden mecklenburgischen Volkskundlers Prof. Dr. h.c. Richard Wossidlo (1859-1939) und des Warener Tierbildhauers Walther Preik (geb.1932 ) inspirieren. War Richard Wossidlo der Wegbereiter der mecklenburgischen Volkskunde, haben Walther Preiks Interpretationen der Tiergestalt regionales Erzählgut umgeformt und dabei in die Kunstgestalt überführt.

So führen heute eine attraktive Spielstätte und im Burginnenhof spezifisch gestaltete Ruhebänke und Tierplastiken zur musealen Thematik hin, die in der skizzierten Sonderausstellung Hexenverwandlungstiere im Volksmund und in der Tierplastik tiefer und zugleich spezifischer befragt wird.